HygSo-Hygienenews Oktober 2025
1. DGKH: HFK-Beratungsumfang in Pflegeheimen und EGHs
Die DGKH-Sektion „Hygiene in der ambulanten und stationären Kranken- und Altenpflege/Rehabilitation“ („Sektion Pflege“) gibt mit dieser Empfehlung eine fachliche Orientierung zum angemessenen Umfang der Beratung durch Hygienefachkräfte und nicht-ärztliche Hygienebeauftragte in stationären Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe (EGH).
Ziel ist es, den Einrichtungen aufzuzeigen, welche Beratungsleistungen sinnvoll sind, wobei der Fokus auf den typischen Aufgaben dieser beiden Rollen liegt, die meist eng zusammenarbeiten und sich in ihren Tätigkeitsbereichen teilweise überschneiden. Zusätzlich werden Hinweise zur Berechnung des Beratungsbedarfs gegeben und anhand von Beispielen veranschaulicht.
Die Empfehlung richtet sich nur an solche Einrichtungen, die aus gesetzlicher Sicht eine Beratung durch eine Hygienefachkraft aufgrund einer geltenden Pflegehygieneverordnung brauchen (Stand Oktober 2025: nur in Brandenburg).
Weiterführender Link:
https://www.krankenhaushygiene.de/pdfdata/2025_09_24_DGKH_Bewertung%20infektionshygienisches%20Risikoprofil%281%29.pdf
2. Hygiene-Tipp: Wechsel der Bereichskleidung nach septischer OP
Ist der Wechsel der vollständigen Bereichskleidung nach einer septischen Operation noch zeitgemäß und birgt ein hygienisches Risiko? Antwort: Nein und nein!
Das vollständige Umkleiden nach septischen Operationen gilt heute als überholt. Früher mussten OP-Bereichskleidungen nach Eingriffen gewechselt werden, da Baumwollmäntel bei Feuchtigkeit Mikroorganismen durchließen. Moderne OP-Mäntel nach DIN EN 13795-1:2019-06 verhindern jedoch das Durchdringen von Keimen, sodass ein Wechsel der Kleidung nicht mehr erforderlich ist. Einzige Ausnahme: bei sichtbarer Kontamination des Fußbodens müssen OP-Schuhe vor dem Verlassen des Saals gewechselt werden.
Studien zeigen zudem, dass eine Trennung von OP-Räumen nach Kontaminationsklassen („septische“ vs. „aseptische“ OPs) keinen nachweisbaren Einfluss auf die postoperative Wundinfektionsrate hat. Dennoch verlangen Berufsgenossenschaften aus Sicherheitsgründen die Bereitstellung eines septischen OP-Saals mit Patientenschleuse, auch wenn dies wissenschaftlich nicht begründet ist.
Weiterführender Link:
https://www.bdc.de/hygiene-tipp-umziehen-nach-septischer-operation/?parent_cat=252
3. Krankheitslast durch antimikrobielle Resistenzen
Antimikrobielle Resistenzen (AMR) gehören in Deutschland zu den zehn häufigsten Todesursachen, wie neue Analysen des Robert Koch-Instituts und des IHME der University of Washington zeigen. Die Studie liefert die bislang umfassendste Einschätzung der Belastung durch antibiotikaresistente Erreger vor der SARS-CoV-2-Pandemie.
Für Deutschland 2019 wurde eine erhebliche Krankheitslast durch antibiotikaresistente Erreger ermittelt: Schätzungsweise 45.692 Todesfälle standen in Zusammenhang mit AMR, davon rund 9.648 direkt auf die Resistenz zurückzuführen. Ergänzend wurden 752.697 DALYs (Disability-Adjusted Life Years) als assoziiert und 159.032 DALYs als attribuiert berechnet.
Über 80 % der AMR-Todesfälle entfielen auf Blutstrom-, Atemwegs- und intraabdominelle Infektionen, hauptsächlich verursacht durch fünf Erreger: Escherichia coli, Staphylococcus aureus, Enterococcus faecium, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa. Besonders hervorzuheben ist die Resistenz von E. coli gegen β-Lactam/β-Lactamase-Inhibitoren und Aminopenicilline.
Die Ergebnisse unterstreichen den Handlungsbedarf auf mehreren Ebenen: konsequente Surveillance von Erregern und Resistenzmustern, regionale Anpassung von Behandlungsstrategien, Stärkung von Antibiotika-Stewardship-Programmen sowie die sektorübergreifende Umsetzung des „One Health“-Ansatzes. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Wirksamkeit bestehender Antibiotika zu sichern, die Versorgung zu stabilisieren und die Resistenzentwicklung langfristig einzudämmen.
Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/search/result/5f85715b-bbd8-4b7c-9508-7b85604ec8a3
4. Probiotika verzögern Übertragung von Resistenzgenen bei Frühgeborenen
Bei der Betreuung sehr kleiner Frühgeborener werden Probiotika regelmäßig angewendet. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass sie darüber hinaus dazu beitragen könnten, die Ausbreitung multiresistenter Darmkeime vorübergehend einzudämmen.
Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm haben ein unreifes Immunsystem und erhalten häufig Breitbandantibiotika, die die Entwicklung der Darmflora beeinträchtigen. Eine Studie um Prof. Dr. Lindsay Hall (Universität Birmingham/TU München) zeigt, dass die zusätzliche Gabe von Probiotika mit Bifidobacterium bifidum und Lactobacillus acidophilus die Bildung einer gesunden Darmflora fördern kann.
Bei mit Probiotika behandelten Neugeborenen dominierten nützliche Bakterien, während sich in der Kontrollgruppe potenziell krankmachende Keime wie Klebsiella oder Enterococcus vermehrten. Zudem traten bei den Probiotika-Kindern weniger Resistenzgene auf, insbesondere keine gegen Fluorchinolone oder Colistin.
Nach Einschätzung von Forschenden könnten die Ergebnisse erklären, warum viele Kliniken positive Erfahrungen mit dem Einsatz von Probiotika bei Frühgeborenen machen. Gleichzeitig betonen sie, dass das Fortbestehen bestimmter Resistenzgene und die Möglichkeit ihres Austauschs zwischen Bakterien auf die komplexen Zusammenhänge im Darmmikrobiom hinweisen. Probiotika können demnach zwar unterstützend wirken, stellen jedoch keine umfassende Lösung für das Problem multiresistenter Keime dar.
Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/search/result/9e33ce1e-dff4-4712-b537-157c7e085bcc?q
5. Borna-Virus: Todesfall in Bayern
In Bayern ist erneut ein Todesfall im Zusammenhang mit dem seltenen Borna-Virus aufgetreten. Nach Angaben des Landratsamts Tirschenreuth verstarb eine 57-jährige Person aus dem Landkreis in der nördlichen Oberpfalz in einer Regensburger Klinik.
Bereits vor einigen Monaten waren zwei Menschen im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm an einer Infektion mit dem Borna-Virus gestorben, wobei ein Zusammenhang zwischen den Fällen bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) ist seit Langem als Tierseuche bekannt und wurde erst 2018 als Auslöser schwerer Gehirnentzündungen beim Menschen identifiziert.
Das Virus wird von Feldspitzmäusen übertragen, die den Erreger über Speichel, Urin, Kot oder Haut abgeben, selbst aber keine Krankheitssymptome zeigen. Neben Menschen können auch Tiere wie Pferde, Schafe und Igel an der Infektion erkranken.
Fachleute raten dazu, Spitzmäuse möglichst von Wohnbereichen fernzuhalten – etwa indem kein Tierfutter im Freien bereitgestellt wird. Sollte eine Katze eine tote Feldspitzmaus ins Haus bringen, empfiehlt es sich, den Kadaver zunächst mit einem Reinigungsmittel zu besprühen. Beim anschließenden Entsorgen sollten Gummihandschuhe, Schutzbrille und Maske getragen werden. Die Maus kann mit einer umgestülpten Plastiktüte aufgenommen und diese anschließend fest verschlossen im Hausmüll entsorgt werden.
Weiterführender Link:
https://www.aerzteblatt.de/search/result/6d8fd76c-cbbe-4f7f-9fb3-76475e698e26?q
6. In eigener Sache: unsere Hygieneschulungen und -seminare
Möchten Sie Ihr hygienebeauftragtes Personal ausbilden? Wir bieten verschiedene Schulungen für die Aus- oder Weiterbildung von Hygienemultiplikatoren in unter-schiedlichen Positionen im Online-Format an.
Die nächsten Termine der kommenden Kurse:
- Ausbildung zum Hygienebeauftragten für stationäre und ambulante Pflege [40 UE / konform zur PflHygV Brandenburg] (Link); insgesamt 40 Unterrichtseinheiten; nächster buchbarer Kurs startet am 20.11.2025
 - Refresher für Hygienebeauftragte in stationärer und ambulanter Pflege (Link); zwei Tage; nächster buchbarer Kurs am 15.-16.12.2025
 - Ausbildung zum Hygienebeauftragten für stationäre und ambulante Pflege [80 UE / DGKH-konform] (Link); insgesamt 80 Unterrichtseinheiten, davon 60 in Videopräsenz; nächster buchbarer Kurs startet am 12.01.2026
 - Ausbildung zur/m Hygienebeauftragten für psychiatrische Einrichtungen (Link); 24 Unterrichtseinheiten über vier Tage; nächster Kurs am 21.-22. & 28.-29.01.2026
 - Fachkraft für Hygienesicherung nach DIN 13063 (Link); vier Tage; nächster Kurs am 12.-13.03. und 19.-20.03.2026
 - Ausbildung zum/r Hygienebeauftragten MFA in der Augenheilkunde (Link);
24 Unterrichtseinheiten über vier Tage; nächster Kurs am 08.-09. & 15.-16.07.2026 
Hier finden Sie unser gesamtes Seminarangebot: hygso.de/hygieneschulungen
Bitte beachten Sie, dass diese Informationen eine individuelle Beratung nicht ersetzen können!
Eventuelle Änderungen, die nach Ausarbeitung erfolgen, werden erst in der nächsten Ausgabe berücksichtigt. Trotz sorgfältiger und gewissenhafter Bearbeitung aller Beiträge übernehmen wir keine Haftung für den Inhalt.
Kommentare in kursiv.