Hygiene-News März 2019

Hygiene-News März 2019

1. Ambulante Pflege: Defizite bei der Versorgung von MRE-Patienten

Die jüngst veröffentlichten Ergebnisse einer gemeinsamen Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) und der Charité in Berlin offenbaren immense Defizite bei der Versorgung von Patienten, die mit multiresistenten Erregern (MRE) kolonisiert sind, durch ambulante Pflegedienste.

Die Studie, die in der Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen veröffentlicht wurde, stützt sich auf die Befragung von 656 Mitarbeitern aus 107 ambulanten Pflegediensten. Etwa ein Drittel der befragten Dienste verfügen weder über ein festes Sanierungsschema, noch ein Protokoll zur Dokumentation einer erfolgreichen Dekolonisierungsmaßnahme. Bei den Pflegediensten, die über entsprechende Dokumente verfügen, wussten ca. ein Drittel der Mitarbeiter nicht, dass dieses existiert. Dies hat laut ZQP zur Folge, dass nur in etwa 50 Prozent von MRSA-Fällen eine fachgerechte Versorgung erfolgen könne. Besser schnitten die Dienste ab, in denen regelmäßige Hygieneschulungen des Personals etabliert waren. Dort waren die Kenntnisse über die vorhandenen Verfahrensanweisungen zum Handling multiresistenter Erreger deutlich besser.

Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP, betont, welche immense Bedeutung die Umsetzung fachgerechter Hygienemaßnahmen zur Dekolonisierung und Verhinderung der Weiterverbreitung in ambulanten Pflegediensten nicht nur für den mit MRE-Patienten, sondern auch für die Sicherheit anderer Patienten im Versorgungssystem habe. Er fordert regelmäßige Fortbildungen des Pflegepersonals zur nachhaltigen Auffrischung und Vertiefung des Wissens.

Weiterführende Links:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=101552&s=hygiene
https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/pflege/article/982711/multiresistente-keime-ambulante-pflege-hygiene-kriegsfuss.html?sh=7&h=-439991813
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=101456&s=hygiene

2. Antibiotikaresistenzen: 10 Mio. Todesfälle durch MRE bis 2050

Bis zum Jahr 2050, so schätzen Experten auf dem 23. Eppendorfer Dialog zur Gesundheitspolitik, ist mit 10 Millionen Todesfällen durch nicht beherrschbare Infektionen mit multiresistenten Erregern zu rechnen.

Dr. R. Höhl, Institut für Klinikhygiene am Klinikum Nürnberg, sieht die Ursache der steigenden Resistenzentwicklung neben bestehender Hygieneprobleme, schleppender Diagnostik und einer steigenden Umweltkontamination vor allem in zu langen und nicht zielgerichteten Antibiotikatherapien begründet.

Das oberste Ziel, die Verhinderung von Resistenzen durch Etablierung einer zielgerichteten Antibiotikatherapie, verfolgt auch das Projekt RESIST in insgesamt 8 Regionen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Im Rahmen des Projektes wurden bereits 2.500 niedergelassene Ärzte geschult sowie Informationsmaterialien und Beratungen für Patienten zur Verfügung gestellt.

Weiterführende Links:
https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/arzneimittelpolitik/article/983851/antibiotika-leichtes-spiel-bildung-resistenzen.html?sh=1&h=-2143231238
https://www.kbv.de/html/resist.php

3. NRZ: Änderungen im CDAD-KISS Protokoll

Bereits im Februar 2019 hat das Nationale Referenzzentrum für die Surveillance Nosokomialer Infektionen (NRZ) die Änderungen für das Protokoll zur Surveillance von Clostridium-difficile-assoziierter-Diarrhoen in Krankenhäusern (CDAD-KISS) veröffentlicht.

Analog zum europäischen Surveillance-Modul des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) wurde das Surveillance-Modul um folgende Parameter ergänzt:

  • Erfassung von Rezidiven bei mitgebrachten und erworbenen Fällen
  • Definition einzelner Kriterien für eine Klassifikation als schwerer Fall
  • Anzahl der Stuhluntersuchungen auf Clostridium difficile

Weiterführende Links:
https://www.nrz-hygiene.de/surveillance/kiss/cdad-kiss/
https://www.nrz-hygiene.de/fileadmin/nrz/module/cdad/Aenderungen_CDAD_2019.pdf
https://www.nrz-hygiene.de/fileadmin/nrz/module/cdad/CDAD_Protokoll_2019.pdf

4. Wussten Sie schon, dass …

… fast alle Computertastaturen und Mäuse im Gesundheitswesen eine mikrobielle Kontamination aufweisen – häufig sogar mit multiresistenten Erregern.

Forscher der US-amerikanischen Universität in Seattle haben anhand einer Literaturrecherche insgesamt 75 durchgeführte Studien zur Kontamination medizinischer Geräte und den Nutzen einer Flächendesinfektion auf die vorhandene Erregerpopulation analysiert.

Bei den selektierten Bakterienstämmen handelt es sich meistens um Erreger der physiologischen Hautflora, jedoch wiesen 14 Prozent von insgesamt 2.800 Proben eine Kontamination mit Methicillin-resistenten Staphylokokken (MRSA) auf. Als weitere relevante Erreger nosokomialer Infektionen konnten Clostridium difficile in zwölf Prozent und Vancomycin-resistente Erreger in vier Prozent der Proben nachgewiesen werden.

In welcher Relevanz die vorhandene Kontamination zu den Infektionsraten der jeweiligen Einrichtung steht, geht aus den untersuchten Daten zwar nicht hervor, jedoch können Tastaturen und Mäuse durch häufige und intensive Handkontakte eine oftmals unterschätzte Infektionsquelle darstellen.

Weiterführender Link:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/hygiene/article/983256/unterschaetzte-infektionsquellen-fast-alle-computertastaturen-verkeimt.html?sh=3&h=-439991813

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