Hygiene-News Februar 2016

Hygiene-News Februar 2016

1. Kurzärmelige Arztkittel bei Asklepios: Geteiltes Echo

Die Umstellung auf kurzärmelige Arztkittel bei den Asklepios Kliniken hat von verschiedenen Beteiligten unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe begrüßt grundsätzlich diese Änderung vor allem unter dem Aspekt der möglichen positiven Folgen für die Unterbrechung von Infektionsketten. Eine Online-Umfrage der Ärztezeitung lässt zudem darauf schließen, dass auch der überwiegende Teil der Ärzte dem Einsatz kurzärmeliger Arztkittel zustimmt.

Anders äußert sich hingegen z.B. die DGKH, deren Vorstandssprecher Dr. Peter Walger das Kittelverbot als „fachlich nicht zielführend“ mit Verweis auf die höhere Bedeutung der Händehygiene-Voraussetzungen einschätzt. Lesenswert ist außerdem ein Kommentar aus dem Ärzteblatt von Frau Dr. Birgit Hibbeler, die u.a. die Außendarstellung von Asklepios kritisiert, die sich im Rahmen der Umstellung auch als bundesweiter Vorreiter für Krankenhaushygiene positionierten.

Weiterführende Links:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/65626/Aerztekammer-begruesst-Umstellung-auf-kurzaermelige-Arztkittel-bei-Asklepios
http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/klinikmanagement/article/904757/kasack-statt-kittel-meisten-aerzte-laut-umfrage-kein-problem.html?sh=2&h=1161843079
http://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=174908&s=hygiene

2. OP-Barometer offenbart auch Hygieneprobleme

Alle zwei Jahre veröffentlicht die Frankfurt University of Applied Sciences ein sogenanntes OP-Barometer, in dem die Ergebnisse aus Befragungen von OP-Pflege- und OP-Anästhesie-Personal präsentiert werden. Die FAZ greift den Bericht und die darin beschriebenen Hygienemängel auch unter dem Aspekt der häufig fehlenden Wertschätzung für das agierende Personal auf.

Die Umfrage unter OP-Pflegern und -Schwestern beschreibt in erster Linie, dass die Personalsituation in deutschen Krankenhäusern über die letzten Jahre hinweg bedenklicher wird. Als Konsequenz wird u.a. häufig eingeschätzt, dass die Patientengefährdung im OP-Saal zugenommen hat. Zudem geben lediglich 60 % der Befragten an, dass Hygienerichtlinien im jeweiligen Operationssaal streng eingehalten werden und 34 % sehen sogar Lücken in der Medizinprodukte-Aufbereitung.

Im FAZ-Bericht kommt außerdem Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, zu Wort und gibt seine Einschätzungen zu den Ursachen und Wirkungen der Umfrageergebnisse ab.

Weiterführende Links:
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/umfrage-zur-sicherheit-in-deutschen-krankenhaeusern-14068974.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
https://www.frankfurt-university.de/fileadmin/standard/Forschung/ZGWR/Praesentation_OP-Barometer_2015_final_quer.pdf

3. Zeitlinie und interaktive Karte zum Zika-Virus veröffentlicht

Mittlerweile erscheinen beinahe täglich neue Meldungen zur Verbreitung des Zika-Virus. HealthMap greift diese Entwicklungen auf und bietet eine Plattform zur raschen Informationsübersicht. Darin werden laufend die relevanten Neuigkeiten zur Ausbreitung aktualisiert und die Inhalte mit einer interaktiven Karte verknüpft, aus der das Auftreten und mögliche Übertragungswege des Zika-Virus hervorgehen.

Weiterführender Link:
http://www.healthmap.org/zika/#timeline

4. HS-Kliniken: Gutachter stellt positives Zeugnis aus

Mitte Januar wurde auf der Neonatologie der Dr. Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) in Wiesbaden ein gehäuftes Auftreten von MRSA beobachtet. Zur Abklärung wurde Prof. Dr. Arne Simon, der auch Mitglied der KRINKO am Robert-Koch-Institut ist, mit der Erstellung eines Hygienegutachtens beauftragt.

Simon konnte auf der Station "keine gravierenden Mängel“ feststellen, die als ursächlich für die nosokomiale Übertragung von MRSA benannt werden können. Als vermeintliche Quelle wurde eine MRSA-positive Reinigungskraft eruiert. Der Erreger wurde zudem auf einigen häufigen Handkontaktflächen wie einer Stillliege und einem medizinisch genutzten Rollwagen nachgewiesen. Dennoch empfahl Simon eine „Weiterentwicklung“ des Hygienekonzepts, damit die Frühgeborenenstation der HSK bald wieder teileröffnet werden könne.

Weiterführende Links:
http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/unternehmen/article/904727/hsk-kliniken-keine-maengel-hygiene-festgestellt.html?sh=1&h=1161843079
http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/horst-schmidt-klinik-uebertragung-beim-putzen-14065556.html

Aus fachlicher Sicht verwundert die Berichterstattung dahingehend, dass erst jetzt ein wöchentliches Screening auf MRE etabliert werden soll – obwohl die KRINKO bereits 2007 in einer entsprechenden Empfehlung darauf hingewiesen hatte.

5. Norovirus: Das Wichtigste in Kürze

Die saisonal typische Häufung für Noroviren in den Wintermonaten hat die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zum Anlass genommen auf mögliche Schwachstellen bei der Bekämpfung des Brechdurchfall-Erregers hinzuweisen.

Ärzteblatt und Ärztezeitung sehen Krankenhäuser mit Verweis auf die Stellungnahme der DGVS in der Pflicht, auch Patienten gezielt über Hygienemaßnahmen zu informieren, um Norovirus-Infektionen vorzubeugen. Als wichtigste Maßnahmen wird dabei u.a. auf häufiges Händewaschen, die lange Ansteckungsfähigkeit wieder symptomfreier Patienten sowie die daraus abzuleitenden Barrieremaßnahmen eingegangen.

Gerade für Krankenhäuser sei das Auftreten von Noroviren teilweise besonders verheerend. Dies belegen auch Zahlen des RKI aus dem Jahr 2014, welche 850 Norovirus-Ausbrüche mit über 9.000 Infektionen beschreiben. Die Fallzahl bezieht sich allerdings ausschließlich auf die labordiagnostischen Nachweise, sodass die tatsächlichen Fallzahlen „um ein Vielfaches höher“ seien.

Weiterführende Links:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/magen-darminfekte/article/904651/norovirus-patienten-infektionsgefahr-aufklaeren.html?sh=4&h=1161843079
http://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=65674&s=hygiene

6. Antibiotikaresistenzen in der EU: Neuigkeiten

Neueste Berichte der EU-Behörden EFSA und UCDC zeigen, dass insbesondere Campylobacter- und verschiedene Salmonellen-Spezies zunehmend Resistenzen entwickeln.

Campylobakterien und Salmonellen gelten als die häufigsten Erreger von Nahrungsmittel-assoziierten Infektionen. Leider gehen die Autoren nicht auf die Ursachen für diese Entwicklungen bei zoonotischen Bakterien, also Erregern, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können, ein.

Weiterführender Link:
http://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=65734&s=multiresistent

7. Bis zu 70 % leiden unter Post-Ebola-Syndrom

Bereits bei früheren Ebola-Epidemien hat sich gezeigt, dass Patienten nach einer akuten Ebola-Erkrankung nicht vollständig genesen sind. Eine aktuelle Veröffentlichung in Emerging Infectious Diseases gibt die Häufigkeit eines Post-Ebola-Syndroms mit bis zu 70 Prozent an.

Von den 29.000 dokumentierten Infizierten der letzten Ebola-Epidemie in Westafrika überlebten etwa 17.000 Patienten die Infektion. Viele von ihnen sind innerhalb weniger Wochen wieder erkrankt. Als häufigste Symptome waren Schwäche, Kopfschmerzen, Gedächtnisverlust, depressive Verstimmung und Muskelschmerzen zu beobachten.

Die Veröffentlichung im Ärzteblatt geht u.a. auch auf die verschiedenen Ausprägungen der Post-Ebola-Symptome sowie auf deren vermeintliche Ursache ein. Interessant ist auch die Beschreibung des Einzelfalls einer Patientin, die nach einer überstandenen Ebola-Infektion an einer Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut) erkrankte.

Weiterführender Link:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/65862/Post-Ebola-Syndrom-haeufiger-als-erwartet

8. BDC & DGKH greifen Basishygiene im Hygiene-Tipp auf

Die KRINKO des Robert-Koch-Instituts hat im letzten Oktober eine Empfehlung zu den Maßnahmen der Basishygiene veröffentlicht. Der Bund deutscher Chirurgen (BDC) und die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) greifen deren Inhalte nun in einem Hygiene-Tipp auf und machen dazu weitere Vorschläge.

Neben einer umfangreichen Auflistung der wichtigsten Aspekte u.a. zu Händehygiene, Barrieremaßnahmen und Flächendesinfektion empfehlen die Autoren die Ausweitung der Basishygiene-Maßnahmen um folgende Aspekte:

  • Das Tragen von Hauben soll bei den meisten Isolierungsmaßnahmen vorgeschrieben werden, wobei die Hauben die gesamten Haare bedecken müssen - zumindest, wenn auch ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen ist.
  • Nach entsprechender Risiko-Beurteilung sollen häufige Handkontaktstellen – z.B. Türdrücker, Armaturen, Lichtschalter – mehrmals pro Tag desinfiziert werden.
  • Es soll darauf geachtet werden, dass Speisen, die nicht sofort vom Patienten konsumiert werden (z.B. wegen Abwesenheit), gekühlt aufbewahrt werden.
  • Regelmäßige Schulungen des Personals und ein Angebot zur Nutzung der von der STIKO empfohlenen Impfungen für das Personal.

Weiterführende Links:
http://www.bdc.de/hygiene-tipp-basishygiene/
http://www.krankenhaushygiene.de/informationen/hygiene-tipp/

9. Wussten Sie schon, dass …

die Frist zur Beschäftigung von Hygienefachpersonal um drei Jahre verlängert wurde?

Das zu Beginn des Jahres in Kraft getretene Krankenhausstrukturgesetz bewirkt auch eine Änderung im Infektionsschutzgesetz. In diesem heißt es nun § 23 Abs. 8, Satz 3:
„die erforderliche personelle Ausstattung mit Hygienefachkräften und Krankenhaushygienikern und die Bestellung von hygienebeauftragten Ärzten einschließlich bis längstens zum 31. Dezember 2019 befristeter Übergangsvorschriften zur Qualifikation einer ausreichenden Zahl geeigneten Fachpersonals“

Damit verzögert sich für viele Krankenhäuser und ambulant operierende Einrichtungen die Pflicht zur Umsetzung der KRINKO-Empfehlung „Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen“.

Da die Nachfrage nach Weiterbildungsplätzen dennoch hoch ist, bietet z.B. das Bildungsinstitut im Gesundheitswesen in Essen eine zusätzliche Weiterbildung für Hygienefachkräfte ab Mai dieses Jahres an.

Weiterführender Link:
http://www.big-essen.de/fort-und-weiterbildung/weiterbildung/4/

Bitte beachten Sie, dass diese Informationen eine individuelle Beratung nicht ersetzen können!
Eventuelle Änderungen, die nach Ausarbeitung erfolgen, werden erst in der nächsten Ausgabe berücksichtigt. Trotz sorgfältiger und gewissenhafter Bearbeitung aller Beiträge übernehmen wir keine Haftung für den Inhalt.

Kommentare in kursiv.