Hygiene-News Februar 2018

Hygiene-News Februar 2018

1. Hygiene-Tipp zu Händedesinfektionsmitteln: Allergie oder Irritation

Der aktuelle Hygienetipp des Berufsverbands Deutscher Chirurgen (BDC) beschäftigt sich mit der Problematik allergischer Reaktionen des Personals auf Händedesinfektionsmittel und nimmt Stellung zum Handling im Alltag.

Die bekannten Krankenhaushygieniker Popp und Zastrow empfehlen bei Unverträglichkeiten zunächst kritisch folgende Fragen zu klären:

  • Welche Präparate werden genutzt bzw. sind Zusätze enthalten?
  • Handelt es sich um echte Allergien oder lediglich um Hautirritationen?
  • Werden ausreichend Pflegepräparate genutzt und/oder zu häufig die Hände gewaschen?
  • Wurde eine Mazeration durch zu langes und häufiges Tragen von Handschuhen begünstigt?
  • Liegt unter Umständen eine primäre Hautkrankheit vor?

Betroffene Mitarbeiter sollten in jedem Fall den
Betriebsarzt oder einen Dermatologen konsultieren oder das Sprechstundenangebot der BGW nutzen.

Im Allgemeinen empfehlen die Experten weiterhin die Hygienische Händedesinfektion so oft wie möglich durchzuführen und auf allergieauslösende Produkte mit Parfümzusatz zu verzichten.

Weiterführender Link:
bdc.de/hygiene-tipp-allergie-auf-haendedesinfektionsmittel/?parent_cat=

2. Zahl der MRSA-Infizierten in Deutschland rückläufig

Im Rahmen des Fachkongresses der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) berichtet Prof. Dr. Frauke Mattner, Chefärztin des Instituts für Hygiene der Kliniken der Stadt Köln, über den Rückgang der mit MRSA besiedelten und infizierten Menschen in Deutschland, bei gleichzeitigem Anstieg der Besiedelungen mit multiresistenten gramnegativen Erregern (MRGN).

Prof. Mattner sieht den stetigen Rückgang der mit MRSA besiedelten und infizierten Patienten innerhalb der vergangenen drei bis vier Jahre in den Gegenmaßnahmen begründet, die nach einem kontinuierlichen Anstieg der Fallzahlen in den Jahren 2001 bis 2010 ergriffen wurden.

Die Expertin geht jedoch davon aus, dass fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung mit anderen multiresistenten Problemkeimen kolonisiert seien. Da diese Erreger ubiquitär vorkommen, sei es gerade bei MRGN weitaus schwieriger zu erforschen, welche Faktoren zu einer Besiedelung führen und entsprechend wirksame Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.

Weiterführender Link:
aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/957855/hygiene-expertin-zahl-mrsa-infizierten-deutschland-ruecklaeufig.html?sh=4&h=558468799

3. MDR-Tuberkulose: Erste Erfolge mit Kombinationstherapie

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen veröffentlichte jüngst die Ergebnisse einer retrospektiven Kohortenstudie mit 23 an einer extensiv resistenten Tuberkulose (XDR-TB) erkrankten Patienten, bei denen sich eine antituberkulotische Kombinationstherapie aus Bedaquillin und Delamanid als wirksam erwiesen hat.

Aufgrund fehlender evidenzbasierter Daten oder Richtlinien wird die kombinierte Anwendung von Bedaquillin und Delamanid bisher nur selten eingesetzt. Die Ergebnisse der Veröffentlichung sind laut Ärzte ohne Grenzen jedoch vielversprechend. Bei 17 der insgesamt 23 Patienten konnte nach einer sechsmonatigen Therapie keine Lungentuberkulose mehr nachgewiesen werden. Erwartete Nebenwirkungen wie z.B. Arrhythmien blieben ebenfalls aus.

Die Organisation erhofft sich durch die Ergebnisse, nationale Gesundheitsbehörden und Ärzte zu ermutigen, die Kombinationstherapie bei Patienten mit komplexen Resistenzmustern einzusetzen, auch wenn die Ergebnisse zweier großer klinischer Studien erst in einigen Jahren zu erwarten sind.

Weiterführender Link:
aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/tuberkulose/article/957570/infektiologie-erste-erfolge-kombi-multiresistenter-tuberkulose.html?sh=3&h=-1355645301

4. MRSA-wirksame Antibiotikaklasse im Erdreich entdeckt

Forscher aus den Vereinigten Staaten haben auf der Suche nach einer Alternative zur Behandlung antibiotikaresistenter Erreger eine neue Antibiotikagruppe im Erdreich entdeckt. Erste Labortests zeigen eine gute Wirksamkeit gegenüber grampositiven Problemkeimen wie MRSA.

Wissenschaftler von der Rockefeller University in New York haben durch ein systematisches Genscreening von mehr als 2.000 Bodenproben eine neue Antibiotikaklasse entdeckt – die sogenannten Malacidine. Diese gehören wie das bereits in der Praxis genutzte Daptomycin zu den zyklischen Lipopeptiden. Erste Laborversuche an Ratten zeigten eine hohe Wirksamkeit gegenüber MRSA in Wunden bei geringer Wahrscheinlichkeit der Resistenzentwicklung. Malacidin A könnte - anders als Daptomycin - zudem auch in der Therapie von Atemwegsinfektionen wirksam sein.

Ob Malacidin A sich auch zur Therapie am Menschen eignet, ist trotz der vielversprechenden Ergebnisse bisher jedoch nicht absehbar. Dazu bedarf es zunächst weiterer Untersuchungen und der Durchführung klinischer Studien.

Weiterführende Links:
https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=89215&s=multiresistente
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/957450/malacidine-neue-klasse-antibiotika-entdeckt.html?sh=2&h=1173922143

5. Hygienesicherungsfachkraft – was ist das?!

Kommentar von Martin Groth

*Krankenhaushygieniker, Hygienefachkräfte, hygienebeauftragte Ärzte und Pflegende: Außenstehende können die verschiedenen Qualifikationen im Krankenhaus schon jetzt meist nicht auseinander halten. Der Bundesinnungsverband der Gebäudedienstleister (BIV) führt nun einen weiteren Begriff ein, der zunächst eine ähnliche fachliche Qualifikation suggeriert – die Hygienesicherungsfachkraft.

Fachärzte für Hygiene haben langjährige Studien und Fortbildungen hinter sich. Um Fachkraft für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (meist als „Hygienefachkraft“ abgekürzt) zu werden, sind eine pflegerische Ausbildung, mehrere Jahre Berufserfahrung und eine berufsbegleitende Weiterbildung erfolgreich zu absolvieren.

Die Fortbildung zur Hygienesicherungsfachkraft richtet sich aber nicht an Pflegende oder Ärzte, sondern an Mitarbeiter der Unterhaltsreinigung. Die Vorgesetzten der Reinigungskräfte sind dabei Hauptzielgruppe dieses Fortbildungsangebots. Sie sind auch in vielen Fällen wichtige Ansprechpartner der Hygieneabteilungen.

Die Fortbildung selbst erfordert keine Mindestvoraussetzungen seitens der Teilnehmer. Teilweise werden gezielt „Einsteiger“ angesprochen. Diese sollen innerhalb von 2 bis 3 Tagen qualifiziert werden, „die Planung, Vorbereitung, Durchführung und Überwachung von Hygienemaßnahmen in der Gebäudedienstleistung“ zu übernehmen.

Hygienesicherungsfachkräfte sind also weder Hygienefachkräfte noch Hygieniker.

Das Ziel, die Reinigungsmitarbeiter fachlich zu stärken, ist grundsätzlich eine positive Entwicklung – besonders vor dem Hintergrund, dass mittlerweile ständig umweltpersistente Erreger (Clostridien, MRGN, …) in Krankenhäusern auftreten. Schließlich kann nur mit dem entsprechenden Know-how der Ausführenden eine gute Oberflächenhygiene einen maßgeblichen Teil zur Prävention nosokomialer Infektionen beitragen.

Dass die Reinigungskräfte oder deren Vorgesetzte diesbezüglich häufig nicht als wichtiger Faktor wahrgenommen werden, liegt sicherlich auch an fachlichen Schwächen, z.B. hinsichtlich der in Abhängigkeit vom Erreger zu treffenden Flächendesinfektionsmaßnahmen.

Die Vorteile der erweiterten fachlichen Expertise könnten dennoch verpuffen.

Die Bezeichnung „Hygienesicherungsfachkraft“ kann im Vergleich zur Bezeichnung „Hygienefachkraft“ als gleich- oder höherwertige Qualifikation in ein und demselben Fachbereich missverstanden werden. Dabei bestehen die hygienebezogenen Qualifikationen von Hygienesicherungsfachkräften in der Optimierung von Flächendesinfektionsmaßnahmen [und allem was dazugehört] und nicht – wie der Begriff fälschlicherweise vermuten lassen kann – im Umgang mit bestimmten Infektionskrankheiten oder diesbezüglichen Beratungen.

Für einen erfolgreichen Austausch zwischen Reinigungsdienst und Krankenhaushygiene sind klare Aufgabenverteilungen aber unerlässlich. Die Vermischung der Begrifflichkeiten widerspricht dieser notwendigen klaren Aufgabenverteilung. Daher bräuchte es eine Sensibilität für die Begrifflichkeiten, damit Reinigung und Hygiene bestmöglich ineinandergreifen und die Patientensicherheit verbessert werden kann. Die Offenheit der beiden Bereiche füreinander ist dafür ebenso grundlegend.

Die Bezeichnung > Hygienesicherungsfachkraft < ist aufgrund ihrer gedanklichen Einbettung in die Krankenhaushygiene irreführend.

Aus meiner Sicht wäre es zielführender, den bereits seit langer Zeit bestehenden Lehrgang zum „Desinfektor“ neu zu konzeptionieren und dessen Inhalte an die heutigen Herausforderungen anzupassen. Diese würden entsprechend auch die Besonderheiten der OP-Reinigung, die Bedeutung der Bettenaufbereitung sowie die richtige Vorgehensweise der Unterhaltsreinigung in Isolierzimmern inkl. der wichtigen Schlussdesinfektion umfassen. Zugleich würde der Begriff „Hygiene“ unmissverständlich für die Krankenhaushygiene genutzt werden.

Hierdurch wäre das Aufgabengebiet von Hygienikern und Hygienefachkräften deutlicher abgegrenzt, welches eben nicht die Reinigung von Flächen, sondern die Vermeidung von Infektionen umfasst.

Weiterführender Link:
die-gebaeudedienstleister.de

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