Hygiene-News August 2016

Hygiene-News August 2016

1. „Stern“ berichtet über Hygienemängel in Krankenhäusern

In einer Stichprobe untersuchte der „Stern“ in 17 deutschen Krankenhäusern die Qualität der Reinigung. Dabei wurde mit UV-Markierungen gearbeitet und nach 24 h geprüft, ob die Markierungen durch eine Reinigung entfernt worden waren.

Bei der Auswahl der markierten Flächen legten die Untersucher einen Fokus auf häufig angefasste Flächen wie Türklinken, Türknöpfe oder Lichtschalter. Lediglich ein Viertel der markierten Flächen wurde innerhalb von 24 Stunden nach der Markierung gereinigt. Als mögliche Ursache wurde die Überlastung der Reinigungskräfte identifiziert.

Weiterführende Links:
http://www.focus.de/gesundheit/news/gefaehrliche-krankheitserreger-studie-hygiene-in-deutschen-krankenhaeusern-zeigt-grosse-maengel-auf_id_5811037.html
http://www.stern.de/gesundheit/stern-krankenhaeuser-hygiene-multiresistente-keime-7001500.html

Unbestritten hat der Kostendruck im Gesundheitswesen auch negative Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen von Reinigungskräften in Krankenhäusern. Leider fokussiert die Berichterstattung aber einen ursächlichen Zusammenhang zwischen optischen Sauberkeitsdefiziten und dem Auftreten multiresistenter Krankheitserreger bzw. nosokomialen Infektionen. Dass die allermeisten Krankenhausinfektionen nicht von MRE, sondern von antibiotikasensiblen Erregern hervorgerufen werden und vielmehr der Mangel an ausreichendem Pflegepersonal zu geringeren Compliance-Raten und damit auch zu Erregerübertragungen beiträgt, wird nicht erwähnt.

2. Orthopädie: präoperative Dekolonisierung sinnvoll?

Eine US-amerikanische Studie testete die Wirkung einer Dekolonisationsintervention zur Reduzierung nosokomialer Infektionen durch Staphylococcus aureus.

Dabei wurde der Nutzen präoperativer Hautdekolonisationen untersucht. Im Gegensatz zum kardiochirurgischen Bereich wurde in der Orthopädie eine signifikante Senkung der postoperativen Infektionsraten innerhalb der Interventionsperiode festgestellt.

Weiterführende Links:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/mre/article/915811/multiresistente-erreger-dekolonisation-sinnvoll-aber-nicht-kategorisch.html?sh=3&h=-313451520

3. BDC-Zusammenfassung zur Hygiene in der ambulanten Chirurgie

Der Bund deutscher Chirurgen hat eine Sonderausgabe zur „Hygiene in der ambulanten Chirurgie“ herausgegeben.

Die Sonderausgabe beinhaltet eine Übersicht mit den wichtigsten Aspekten ambulanter Infektionsprävention. Als Besonderheit bietet der BDC eine dazu passende App sowie Videomaterial, welches neben Hygiene auch das Thema Arbeitsschutz behandelt.

Weiterführende Links:
http://www.bdc.de/sonderausgabe-hygiene-in-der-ambulanten-chirurgie/?parent_cat=259

4. Hygiene-Tipp: Kittel oder Kasack?

Das Tragen eines Kasacks anstelle eines klassischen Kittels ist für Ärzte vermutlich hygienischer. Ursächlich für die Verbreitung von Krankheitserregern ist allerdings eher, dass bestimmte Untersuchungen entgegen der Basishygiene-Regeln mit langen Ärmeln durchgeführt und die Berufskleidung nicht täglich gewechselt werden.

Der Hygiene-Tipp von DGKH und BDC diskutiert das Thema auch unter dem Aspekt der möglichen Vorteile, die das Tragen eines Arztkittels aus psychologischer Sicht für den Patienten bringen könnte.

Weiterführende Links:
http://www.krankenhaushygiene.de/informationen/hygiene-tipp/hygienetipp2016/50
http://www.bdc.de/hygiene-tipp-kittel-oder-kasack/?parent_cat

5. Förderung von Hygienefachpersonal wird diskutiert

Bis 2023 läuft ein Förderprogramm für Fort- und Weiterbildungen sowie mehr qualifiziertes Hygienefachpersonal in Krankenhäusern. Die Gelder werden vom Gesetzgeber für die Krankenhäuser bereitgestellt, die noch nicht über die gesetzlich geforderten Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen verfügen.

Von den hierfür kalkulierten 460 Millionen Euro wurden bisher allerdings erst 131 Millionen Euro ausgezahlt. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) klagt nun über das Verhalten vieler Krankenkassen, die den Bedarf an Hygienepersonal bei Budgetverhandlungen künstlich herunter rechnen würden. DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum kritisiert u.a., dass die Ausbildung nur eines hygienebeauftragten Arztes je Krankenhaus bewilligt werde, obwohl die KRINKO je einen für jeden Fachbereich vorsehe.

Weiterführende Links:
http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/klinikmanagement/article/916431/hygiene-kassen-foerdern-kliniken-aber-nicht-genug.html?sh=4&h=1161843079
http://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=69660&s=hygiene

6. Asien-Reisende importieren zunehmend MRE und Enteroviren

Touristen, die aus dem chinesischen oder indischen Raum nach Deutschland oder in die Schweiz zurückreisen, infizieren sich nach neuesten Ergebnissen vermehrt mit multiresistenten Keimen.

Im Fokus stehen dabei gefährliche Keime wie multiresistente Darmbakterien, Colistin-resistente Stämme, die das mcr-1-Gen enthalten, Coxsackie A-Viren oder das Enterovirus EV71. Schweizer Mikrobiologen stellten fest, dass gerade Indienreisende sehr häufig mit multiresistenten Darmbakterien befallen sind und an Durchfallerkrankungen leiden, welche durch die Nahrung oder Umwelteinflüsse übertragen werden können.

Aus China, Singapur und Thailand kehren vermehrt Reisende, insbesondere mit Kindern unter 10 Jahren zurück, die sich mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit infiziert haben, die in diesen Ländern grassiert. Die Gefahr eines Nicht-Erkennens der Krankheit ist sehr hoch, da die Symptome unspezifisch sind (Fieber, Halsweh). Auch die Therapie ist unspezifisch, wobei spezielle Hygienemaßnahmen wie die Nutzung eines viruziden Desinfektionsmittels eingehalten werden müssen.

Weiterführende Links:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/916434/indien-touristen-reisende-importieren-super-keime.html?sh=1&h=464664813
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/916976/hand-fuss-mund-krankheit-achtung-asien-reisen.html?sh=1&h=1161843079
http://www.wpro.who.int/emerging_diseases/hfmd_biweekly_20160726.pdf?ua=1

7. Meropenem bei Lungentuberkulose wirksam

Eine Studie an der Universität Kapstadt testete das Antibiotikum Meropenem (plus Clavulansäure) parallel zur Standardbehandlung von offener Lungentuberkulose an bisher 30 Patienten.

In den ersten zwei Wochen gab es keine Unterschiede bei der Anzahl der Bakterien im Sputum der Patienten. Dieses erste Ergebnis und die bisher lediglich milden Nebenwirkungen rechtfertigen für die Studienautoren die Fortführung der Untersuchungen.

Unklar ist noch, inwiefern auch eine Wirksamkeit gegen multiresistente Tuberkulose besteht, gegen die bereits neue Wirkstoffe in der Entwicklung sind. Tuberkulose-Experten sehen in solchen Untersuchungen etwaige Möglichkeiten, bereits zugelassene Antibiotika in die Tuberkulose-Behandlung einzubinden.

Weiterführender Link:
http://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=69589&s=antibiotika

8. Lugdunin – Ein neuartiges Antibiotikum?

Wenn das Bakterium Staphylococcus lugdunensis bei Nasenabstrichen gefunden wird, befindet sich in seiner Gegenwart selten Staphylococcus aureus. Diesen Zusammenhang haben sich jetzt Forscher der Universität Tübingen zunutze gemacht.

Das bakterienhemmende Lugdunin wird von den Forschern als potentielles Antibiotikum eingestuft und soll auch gegen multiresistente Erreger wirksam sein. Im Tierversuch und auf molekularer Ebene wurden schon erste erfolgreiche Tests durchgeführt. Die Entwicklung klinischer Studien soll das nächste Ziel sein.

Weiterführende Links:
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/mre/article/916709/antibiotika-neue-klasse-entdeckt.html?sh=2&h=-313451520
http://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=69791&s=multiresistenten

9. Antibiotika-Menge in der Tiermedizin seit 2011 halbiert

Die Menge abgegebener Antibiotika für die Veterinärmedizin hat sich von 2011 zu 2015 insgesamt halbiert (1.706 t zu 837 t). Bestimmte Antibiotikaklassen werden jedoch vermehrt ausgegeben.

Im Vergleich zu 2011 wurden im Jahr 2015 Fluorchinolone (Anstieg um 82%) und Cephalosporine der dritten und vierten Generation häufiger in der Tiermedizin eingesetzt. Dies ist besonders kritisch zu sehen, da diese Präparate auch eine bedeutsame Rolle in der Humanmedizin einnehmen.

Weiterführender Link:
http://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=1&nid=69871&s=antibiotika

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